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WIE WILLST DU LEBEN? | Selbstwertgefühl stärken

5 min readApr 23, 2021
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Photo by Sam Moqadam on Unsplash

Vor ein paar Wochen hatte ich in einem Beitrag schonmal das Zitat von dem Philosophen Blaise Pascal gebracht:

Alles Unheil kommt von einer einzigen Ursache, dass die Menschen nicht in Ruhe in ihrer Kammer sitzen können.

Nun ist es ja inzwischen so, dass wir seit über einem Jahr mehr oder weniger alleine in unserer Kammer sitzen. Da passiert es schonmal, dass eine gewisse Unruhe in unserem Geist auftritt und wir anfangen mit allen möglichen Dämonen in unserem Kopf zu kämpfen.

Einer dieser Dämonen ist unser Selbstwertgefühl. Ein großer Aspekt der wegfällt, wenn wir “alleine in unserer Kammer sitzen”, ist die Bestätigung von außen. Natürlich haben wir noch Social Media, wo wir uns noch reichlich äußere Bestätigung in Form von Likes und dergleichen abholen können. A propos: ihr könntet mir auch ein Abo und ein paar “Claps” da lassen ;).

Bestätigungen von Außen, gerade solche, die wir uns versuchen über Social Media zu holen, sind aber leer und hohl. Ähnlich wie leere Kalorien. Und dennoch ist es ganz oft so, dass wir uns selbst und unseren Wert von Dingen und Menschen, die außerhalb unserer Selbst stehen, definieren. Wir schauen immer nach Außen, um zu sehen was es bedeutet erfolgreich und glücklich zu sein und laufen dann dieser Definition von Erfolg und Glück nach. Jedoch sind dies nicht unsere Definitionen von Erfolg und Glück. Sogar wenn wir diese von außen eingegebenen Ziele und diesen vermeintlichen Erfolg erreichen, fühlen wir uns trotzdem nicht zufrieden und erfüllt. Zumindest nicht tiefgreifend und nachhaltig. Und das ist ein Problem.

Was können wir also tun, um ein besseres Selbstwertgefühl zu bekommen? Zunächst einmal sollten wir uns wie das Wort Selbstwertgefühl schon sagt, unserer Werte bewusst werden. Jeder Mensch hat eigene Werte und meistens haben wir sogar eine Wertehierarchie mit mehreren Werten, die in einer hierarchischen Beziehung zueinander stehen. Sprich wir haben einen Top Wert, der ganz oben auf Platz 1 steht und darunter kommen dann der 2., 3., 4. Wert, usw. Meistens sind wir uns unserer Werte gar nicht so bewusst. Aber unsere Werte bestimmen darüber, wie wir uns verhalten, was uns wichtig ist, wie wir auf bestimmte Dinge und Menschen reagieren, wie unserer interner Denkprozess abläuft, usw.

Um ein besseres Selbstwertgefühl zu bekommen, sollten wir uns also zunächst unserer Werte bewusst werden und dann diesen Werten und Überzeugungen treu bleiben. Wir sollten authentisch und integer sein, d.h. dass wir uns an die eigenen Wertvorstellungen halten, sowohl in Worten, als auch und vor allem in unseren Taten. Integer zu sein bedeutet, dass das was man sagt und das was man tut sich deckt und identisch ist. Wenn ich das eine sage und das andere mache, dann bin ich nicht integer. Dafür muss ich aber auch ein bewusstes Leben entwickeln. Sagen wir mal jemand sagt oder denkt, dass sein größter Wert die “Freiheit” ist. Also macht er sich auf den Weg nach diesem Wert der Freiheit zu leben. Er oder sie denkt, dass man größtmögliche Freiheit erreicht, wenn man so viel Geld wie möglich verdient, um sich dann vermeintlich die Dinge leisten zu können, die einem Freiheit im Leben bringen. Also sucht man sich einen gut bezahlten Job und fängt an so richtig reinzuhauen und Leistung zu bringen. Man klettert die Karriereleiter hoch, um immer noch mehr und mehr zu verdienen, um noch mehr Freiheit zu erlangen. Das Problem dabei aus meiner Sicht ist, dass ein Mensch, der den höchsten Wert Freiheit hat und diesen Weg dafür wählt, nicht bewusst lebt. Denn er oder sie verstößt gegen den eigenen Wert. Was ich mir am Ende aufgebaut habe ist nicht ein Leben in Freiheit, sondern einen goldenen Käfig. Wenn ich bewusst leben würde, dann würde ich erkennen, dass Geld nur eine Dimension ist und nur Geld anzuhäufen nicht gleichzusetzen ist mit Freiheit. Mit Geld kann man sich vll. gewisse Freiheiten erkaufen, aber nicht Freiheit im Leben.

Bewusst zu leben um zu einem stärkeren Selbstwertgefühl zu finden hat noch einen zweiten Aspekt. Die “Realität” zu erkennen und zu akzeptieren. Realität ist ein abstrakter Begriff und ich hatte hier in diesem Video bereits einen Abstecher in dieses Thema gemacht. Man kann jetzt lange darüber diskutieren, was Realität ist, aber es ist meiner Meinung nach immens wichtig, dass wir lernen die Realität oder die Wahrheit wahrzunehmen, wie sie ist und nicht, was unser verdrehtes Denken oder unsere verdrehten Emotionen daraus machen. Schon Mark Twain hat in etwa gesagt:

In meinem Leben habe ich unvorstellbar viele Katastrophen erlitten. Zum Glück sind die meisten davon nie eingetreten.

D.h., dass wir nicht die Realität so sehen wie sie sich tatsächlich entfaltet, sondern diese immer mit unseren Emotionen und Gedanken einfärben und vorauseilen und uns vorschnelle Urteile und Schlüsse bilden und in unserem Kopf Szenarien ausmalen, die noch gar nicht eingetreten sind und es vll. auch niemals tun werden.

Eine Bewusstheit zu entwickeln, heißt also sich bewusst zu sein, was gerade im Kopf abläuft, welche Emotionen man fühlt, wieso man die Dinge sagt und tut, die man eben sagt und tut. Es heißt unterscheiden zu können, zwischen Fakten, Interpretationen und Emotionen. Es bedeutet, dass ich mich selbst kenne und richtig einschätzen kann, dass ich reflektieren kann, ob mein Handeln mit meinen Werten und Zielen im Einklang steht und dass ich mir auch Fehler eingestehen kann, wenn dies nicht der Fall sein sollte. Dass ich in der Lage bin meinen Kurs zu korrigieren, ohne mich selbst dafür fertig zu machen.

Ein weiterer Aspekt um zu mehr Selbstwertgefühl zu gelangen ist der Punkt Selbstliebe. Dazu will ich hier gar nicht viel länger erzählen, denn da hatte ich bereits hier einen Beitrag dazu geschrieben.

Der letzte Punkt, der aus meiner Sicht wichtig ist, wäre die Selbstbestimmung oder auch Eigenverantwortlichkeit. Ich muss das Gefühl entwickeln, dass ich selbst die Kontrolle über mein Leben habe. Das bedeutet aber auch, dass ich dafür die Verantwortung trage. Ich bin verantwortlich für mein handeln, ich bin verantwortlich für meine Wünsche und Ziele, ich bin verantwortlich für meinen Umgang mit anderen Menschen. Ich bestimme selbst über den Weg meines Lebens, muss dafür aber auch die volle, 100%-ige Verantwortung tragen. Dazu gehört es auch, dass ich ein Vertrauen entwickle und aufbaue in meine Fähigkeit zielgerichtet zu handeln, Vertrauen in meine Fähigkeit zu denken und Vertrauen in meine Fähigkeit die Herausforderungen des Lebens meistern zu können.

Das alles geht natürlich nicht über Nacht. Das alles sind Fähigkeiten, die wie alles andere was im Leben von Wert ist, vielfach geübt und trainiert werden müssen. Aber es lohnt sich meiner Meinung nach diesen Weg anzutreten, denn dann kann ich letztlich ganz glücklich alleine in meiner Kammer sitzen.

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Alex Koch
Alex Koch

Written by Alex Koch

Ehemann und Vater seiner Wortschöpfungen. Neugieriger Mitmensch. Geschichten Erzähler. Podcaster @Drachenreiten Podcast, YouTuber (Alex Koch)

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