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8 Tipps wie Du dein Leben vereinfachen kannst

8 min readMay 4, 2021
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Photo by Sarah Dorweiler on Unsplash

Vor kurzem habe ich einen Artikel geschrieben, bei dem ich sagte, dass wir in unglaublich komplexen Zeiten leben und dass das Leben mit zunehmender Zeit noch komplexer wird.

Da habe ich mich gefragt, was jeder Einzelne von uns tun kann, um das eigene Leben wieder etwas einfacher, etwas leichter zu gestalten. Manchmal machen wir uns nämlich das Leben selbst schwer und das können wir durch einige einfache Tipps vermeiden.

Hier sind meine 8 Tipps, wie du dein Leben vereinfachen kannst:

  1. Schreib Dinge auf — oder “Wer schreibt, der bleibt”

Wer kennt das nicht? Man liegt Abends im Bett und hat noch eine coole Idee für ein Rezept, welches man morgen gerne in der Küche ausprobieren würde. Man denkt sich noch: “Merk dir das, merk dir das, merk dir das. Ahh, ist doch einfach. Daran werde ich mich morgen bestimmt noch erinnern.” Pustekuchen. Danach kommen einem nämlich noch mindestens 100 andere Gedanken in den Kopf, dann träumt man noch verwirrende oder gar verstörende Dinge und am nächsten Tag ist man froh, wenn man noch seinen eigenen Namen weiß oder das Gesicht der Person wiedererkennt, neben der man aufgewacht ist. Was hilft, ist es einen kleinen Notizblock und einen Stift auf seinem Nachttisch zu haben, in das man alle Ideen aufschreiben kann, die einem Abends im Bett noch so kommen.

Genauso, sollten wir es auch tagsüber handhaben. Ich habe immer in der Nähe irgendwelche Zettel und Stifte rumliegen, auf die ich mir Ideen, Eingebungen und Geistesblitze notieren kann. Oft übertrage ich diese dann in ein Notizbuch, so dass mir auch ja keine Idee für mein Buch oder einen Artikel, wie diesen hier, entgeht.

Forscher haben angeblich herausgefunden, dass uns jeden Tag ca. 60.000–70.000 Gedanken durch den Kopf gehen — also alle 1–1,5 Sekunden ein Gedanke. Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass wir die Dinge, die für uns sogar besonders wichtig erscheinen, einfach vergessen, wenn wir sie nicht auf Papier bringen. Ich finde, dass es mein Leben durchaus leichter gestaltet, wenn ich mir nicht ständig alles merken und in meinem Kopf herumtragen muss, sondern mir die Dinge, die ich für mein Leben als wichtig empfinde und aus denen mal etwas großartiges entstehen kann, einfach aufschreibe. Oder wie es auch so schön heißt: “Wer schreibt, der bleibt.”

2. Reduziere — oder schränke dich aktiv ein

Wir leben in einer Welt, die dadurch gekennzeichnet ist, dass wir unendlich viele Wahlmöglichkeiten haben. Und das ist auf der einen Seite auch gut so. Denn wenn wir mental gesund sein wollen, dann müssen wir das Gefühl haben, dass wir ein Stück weit die Kontrolle über die Richtung unseres Lebens haben und dazu gehört es auch, dass wir eine gewisse Wahlfreiheit ausüben können.

Viele Auswahlmöglichkeiten in seinem Leben zu haben, kann aber auch ein Fluch sein. Wenn wir uns jeden Abend zwischen 1000 verschiedenen Programmen auf Netflix, Amazon Prime und Youtube entscheiden müssen, zwischen diversen Aktivitäten wie Sport, Musik, Freunde treffen, an seinem Projekt weiterbasteln, 100 Bücher, die über Kindle sofort verfügbar sind und zig anderen Aktivitäten, dann ist die Gefahr hoch, dass wir entweder gar nichts machen oder uns für eine möglichst passive Alternative entscheiden, bei der wir dann auch nicht 100%-ig dabei und anwesend sind.

Wenn wir uns im Leben zu viele Optionen offen lassen, dann laufen wir Gefahr, dass wir in die sogenannte “Paralyse durch Analyse” laufen. Dass wir so überhäuft werden von Angeboten, dass wir uns gar nicht entscheiden können. Einfach weil wir Angst haben, die falsche Entscheidung zu treffen. Weil wir ständig die Opportunitätskosten vor Augen haben und was uns entgehen könnte, versetzen wir uns in eine Art Starre und entscheiden uns gar nicht.

Da gab es auch sehr schöne psychologische Untersuchungen, bei denen man auf einem Samstags-Marktstand unterschiedlich viele Marmeladensorten anbot. Einmal wurden 13 Marmeladensorten angeboten und einmal nur 3. Dann wurde geschaut wieviele Marmeladengläser gekauft wurden. Am Ende kam raus, dass das Setting mit lediglich 3 Sorten zur Auswahl viel mehr Gläser verkauft hat, als das Setting mit 13 Sorten. Bei den 13 Sorten waren die Leute so überfordert von der Auswahl, dass sie am Ende nur eine Sorte kauften oder gar keine. Bei dem Setting mit den 3 Sorten wurden oft gleich alle 3 gekauft.

Wenn wir also unseren Alltag reduzieren, einfach mal aufräumen, unnötige Dinge und Ballast wegschmeißen und uns aktiv in unseren Auswahlmöglichkeiten einschränken, können wir unser Leben massiv vereinfachen.

3. Kenne deine Werte — oder schaffe Klarheit

Zum Thema Klarheit hatte ich bereits HIER einen Artikel geschrieben. Seine eigenen Werte zu kennen und zu wissen, was einem selbst im Leben am wichtigsten ist, schafft Klarheit. Das bedeutet, dass ich die Dinge fokussiert verfolgen kann, von denen ich glaube, dass sie mir ein besseres Leben bringen. Es ist die Art wie ich ein selbstbestimmtes Leben führen kann. Es bedeutet, dass ich relativ frei von Fremdbestimmung bin.

Seine eigenen Werte zu kennen und damit Klarheit zu schaffen bedeutet, dass ich mich von den ganzen externen Verstrickungen lösen kann. Ich muss mir nicht bei jeder Anforderung die von Außen, von anderen Menschen kommt, die Frage stellen ob es für mich sinnvoll ist, ob ich es machen soll oder nicht, ob es für mich etwas bringt oder nicht. Ob es in mein Lebensmodell oder Lebenskonzept passt oder nicht. Wenn ich mir meiner Werte bewusst bin, vereinfache ich somit ungemein mein Leben.

4. Belastende Beziehungen beenden — oder Tschüss Energievampire

Dieser Punkt wird sich für einige sehr hart anhören. Aber wie ich bereits in älteren Artikeln gesagt habe, gibt es Dinge, Aktivitäten und vor allem Menschen, die uns Energie geben und solche, die uns Energie absaugen. Wenn wir unser Leben möglichst stressfrei und einfach halten wollen, dann sollten wir uns von den Energievampiren trennen. Menschen, die uns nicht guttun, mit denen wir uns ständig streiten müssen oder über die wir uns ärgern und aufregen, bei denen unser Puls schon hochkocht, wenn wir nur an sie denken, sollten wir aus unserem Leben entfernen.

In einer unserer Drachenreiten Podcast Folgen hat meine Frau Olga darüber gesprochen, wie sie rigoros in ihrer Schulzeit belastende Freundschaften gekündigt hat und sich danach befreiter und um einiges leichter fühlte.

5. Offene Fragen stellen — oder “Wieso”? und “Wieso nicht?”

Wieso tun wir die Dinge, die wir tun? Dieser Punkt ist eng verknüpft mit Punkt 3 — seine Werte zu kennen. Wir sollten uns öfter in unserem Alltag offene Fragen stellen. Wieso tun wir etwas? Und wieso sollten wir etwas nicht tun? Gerade wenn wir schon etwas älter sind (und dazu zähle ich mich jetzt auch einfach), dann sind wir oft sehr festgefahren in unseren psychologischen Mustern. Wir tun einige Dinge aus Gewohnheit und wir unterlassen andere Dinge aus Prinzip. Aber woher kommen diese Gewohnheiten und Prinzipien? Aus welcher Zeit stammen sie? Treffen sie auf unser jetziges Leben noch zu? Wir können uns innerhalb von 10 Jahren sehr stark verändern und agieren oft noch nach Richtlinien, die wie vor 20 oder gar mehr Jahren festgelegt haben. Indem wir uns Fragen wie “Wieso?” oder “Wieso nicht?” stellen, können wir uns diese versteckten Leitprinzipien bewusst machen und sie mit einem offenen Geist hinterfragen. Oft werden wir dann feststellen, dass wir uns selbst mit den Jahren mit so vielen Gewohnheiten und Prinzipien eingeengt haben, dass wir uns das Leben selbst schwer machen. Ein paar offene Fragen in seinem Leben zu stellen, sie ehrlich aus der gerade vorliegenden Situation zu beantworten, kann unser Leben etwas erleichtern.

6. Nein sagen — oder sein Ding machen

Gerade eben habe ich noch gesagt, dass wir offener sein sollten und uns ab und zu die Frage “Wieso eigentlich nicht?” stellen sollten — also quasi öfter “Ja” sagen. Jetzt sage ich genau das Gegenteil. Frei nach dem fiktiven Siddhartha in Hermann Hesses gleichnamigen Roman:

“Von jeder Wahrheit ist das Gegenteil ebenso wahr.”

Deshalb sage ich nun, dass wir öfter einfach “Nein” sagen sollten. Wir haben alle eine Agenda, wir haben alle Pläne, die wir verfolgen und umsetzen wollen. Und ganz oft sind wir Teil der Agenda anderer Menschen. Andere Menschen fordern ständig einen Teil unserer Zeit ein. Und das ist auch in Ordnung. Problematisch wird es nur, wenn es Überhand nimmt. Wir sind genetisch darauf programmiert, anderen Menschen zu gefallen, da wir evolutionstechnisch alleine nicht dazu in der Lage waren zu überleben. Wir haben dafür immer unseren Stamm, eine Gemeinschaft gebraucht. Oft tun wir anderen Menschen einen Gefallen, weil wir unterbewusst denken, dass unser Überleben davon abhängt. Jedoch stimmt diese Prämisse in der heutigen Zeit nicht mehr so ganz. Ich finde, wir sollten öfter mal egoistisch sein und unsere eigenen Pläne verfolgen, anstatt uns zum Spielball anderer zu machen, die ständig einen Teil unseres kostbarsten Lebensguts einfordern: unserer Zeit. Wenn wir es schaffen öfter mal “Nein” zu sagen, werden sich viele Dinge in unserem Leben entkomplizieren und dann schaffen wir es vll. auch wieder öfter “Ja” zu sagen zu den Menschen und Dingen, die uns am wichtigsten sind.

7. Muße tun — oder einfach mal nichts machen

Oft verbringen wir unseren Alltag in stressiger Hetze von einer Aktivität zur Nächsten. Und das hört in unserer Freizeit nicht auf. Wir meinen unsere sogenannte Freizeit vollstopfen zu müssen mit Aktivitäten oder Treffen mit anderen Menschen. Könnt ihr euch noch erinnern? Ja, das war früher mal eine normale Aktivität, sich in seiner Freizeit mit einer Gruppe von Menschen zu treffen. Aber lassen wir das Thema mal lieber.

Wo bleibt da also der Müßiggang? Das Wort Müßiggang ist in unserer modernen von ziel- und leistungsorientiertem Streben gekennzeichneten Gesellschaft in Verruf geraten. Müßiggang wird gleichgesetzt mit Faulenzern, mit Nichtsnutzen, die wie das Wort schon sagt, zu nichts zu Nutze sind. Es wird mit Trägheit gleichgesetzt und Trägheit ist im Christentum eine der sieben Todsünden — Acedia. Dazu hatte ich hier mal einen Artikel geschrieben. Die jahrhundertelange Indoktrination der Kirche sitzt ganz schön tief, auch wenn viele sich vll. als “moderne” Menschen ohne kirchlichen oder christlichen Hintergrund sehen, glaube ich doch, dass wir tief in uns eine antrainierte Aversion gegen Müßiggang haben. Wohlbemerkt: antrainiert, nicht genetisch oder sonst wie gegeben.

Müßiggang bedeutet nicht zwangsläufig, dass wir gar nichts tun. Das Wort Muße bedeutet ursprünglich Gelegenheit oder Möglichkeit und bezeichnet eine Zeit, die ich nach eigenem Wunsch nutzen kann. Natürlich kann ich Müßiggang mit Aktivitäten wie musizieren oder lesen verbringen. Ich könnte aber auch mal rein gar nichts machen. Einfach nur mal am Fenster oder am besten auf der Terrasse oder dem Balkon sitzen und ins Grüne schauen. Keine externe Stimulation unserer Gedanken. Kein Handy, kein Fernseher, kein Buch, am besten auch kein Gespräch mit jemand anderem. Einfach nur alleine in Ruhe sitzen und die Natur beobachten. Wann habt ihr das das letzte mal gemacht? Macht’s mal und ihr werdet sehen, dass das unglaublich entschleunigt. Es erfrischt einen wirklich und gibt Energie. Und vor allem, es macht das Leben einfach leichter. Wie man im Zen sagen würde: wenn man einfach mal das wahre Leben genießt und nicht das, was wir für unser Leben halten.

8. Tief ein- und ausatmen

Tief ein- und ausatmen. Was gibt es da noch zu sagen? Ok, weil uns das Atmen heutzutage anscheinend doch so schwer fällt, muss ich doch etwas dazu sagen. Studien haben gezeigt, dass wir heutzutage viel zu flach atmen. Wir sind in und von unserem alltäglichen Leben anscheinend so gestresst, dass wir nicht mehr in der Lage sind tief ein- und auszuatmen. Das hat zur Folge dass der Sauerstoff nicht mehr in die untersten, tiefsten Lungenbläschen vordringen kann und unsere Lungen den Körper und unser Gehirn nicht mehr effizient mit Sauerstoff versorgen können. Vor allem das unzureichende Ausatmen vor dem Einatmen, wie dies oft bei Angst, Aufregung und Stress der Fall ist, führt zu Problemen im Blutkreislauf, die wiederum in Unruhe, Müdigkeit und Erschöpfung enden. Erst das vollständige Ausatmen führt zu einem intensiven Einatmen.

Mir geht es sogar manchmal so, dass ich in gestressten Situationen die Luft anhalte und erst nach einiger Zeit merke, dass ich gar nicht mehr atme oder mich mit dem Atmen verhasple. Kennt ihr das auch?

Deswegen liebe ich auch so das Meditieren. Man lenkt seine Aufmerksamkeit auf den Atem und atmet dadurch automatisch tiefer. Diese Bewusstheit überträgt sich auch auf den Alltag, so dass man auch in anderen Situationen besser atmet. Atem ist eben Leben. Ohne Atmen, kein Leben und ohne Leben brauche ich auch nichts zu vereinfachen.

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Alex Koch
Alex Koch

Written by Alex Koch

Ehemann und Vater seiner Wortschöpfungen. Neugieriger Mitmensch. Geschichten Erzähler. Podcaster @Drachenreiten Podcast, YouTuber (Alex Koch)

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